Erstmals konnte im Schuljahr 2013/2014 eine Sprachreise nach Spanien durchgeführt werden. Während die Mehrheit der Schüler der 7.Klassen nach England aufbrach, war eine kleine Gruppe von Schülern bereit, ihr Spanisch im sonnigen Valencia anzuwenden.
Mein persönliches „Lehrplanziel“ für die Sprachwoche war ziemlich einfach gesteckt, da die Schüler sich erst im 2.Lernjahr befinden: Spanisch lernen, Spanisch leben und Spanien erleben.
Spanisch lernen: An den Wochentagen hatten die Schüler fünf Stunden Unterricht in kleinen internationalen Gruppen. Bei Ausflügen und Führungen sprachen unsere Lehrer immer ein dem Niveau angepasstes Spanisch mit den Schülern. Die Gastfamilien unterhielten sich mit den Schülern ebenfalls auf Spanisch. Im Prinzip waren die Schüler der Landessprache rund um die Uhr ausgesetzt. Fuhr man unbeabsichtigter Weise schwarz (es dauerte einen Tag, bis wir das System durchschaut hatten), musste man dies dem Kontrolleur auf Spanisch klarmachen. War man auf der Suche nach der richtigen Buslinie oder wollte man in Erfahrung bringen, bei welcher Haltestelle man aussteigen musste, dann konnte man nur auf Spanisch fragen. Wenn man den Spanisch-Lehrer süß fand, dann musste man auf Spanisch mit ihm flirten. Wenn man bei einem Straßenstand ein Megaphon kaufen wollte, dann musste auf Spanisch der Preis ausgehandelt werden. Als sich eine Brasilianerin unserer Gruppe anschloss, musste man den ganzen Nachmittag auf Spanisch mit ihr kommunizieren. Wenn man dem Spanisch-Lehrer erklären musste, warum die eigenen Lehrer 25 Minuten zu spät zum Treffpunkt erschienen (ohne Stadtplan hatten sie die Distanz, die sie zu Fuß zurücklegen mussten, unterschätzt), dann konnte das nur auf Spanisch geschehen.
Spanisch leben: Das heißt, die Schule beginnt erst um 9:20 (c.t. wohlgemerkt!). Zum Wochenendausflug trifft man sich nicht vor 11:30 und am Abend ist die früheste Abendessenszeit 20:00. Zwischen 14:00 und 17:00 hält man immer noch eine Siesta. Eine Salsa-Unterrichtsstunde beginnt um 23:00 und wer um 22:00 in einem Club oder einer Diskothek erscheint, wird der erste für die folgenden 2 Stunden sein.
Spanien erleben: Nicht nur die Uhren ticken anders in Spanien. Das warme Klima und die vielen Sonnentage bringen auch ein positives Lebensgefühl mit sich, das man gerne annimmt. Spanien erleben heißt natürlich auch, dass man manches gelassener sieht. Wenn der Bus für 16 Leute bestimmt ist und 20 Personen mitfahren sollen, dann weiß man – wir sind in Spanien. Wenn man mit einer Handtasche am Arm eine zweistündige Klettertour hinter sich bringt, weil einem niemand gesagt hat, dass man den 330m hohen Penyal zu bezwingen hat, dann weiß man – wir sind in Spanien. Spanien erleben heißt aber auch Tapas essen zu gehen und zumindest einmal Salsa getanzt zu haben. Beides kann man zu sehr später Uhrzeit tun. Es ist nichts Ungewöhnliches um 23:30 selbstverständlich in einer Tapas Bar gefragt zu werden „¿y para comer?“ (Was wollen Sie essen?). Spanien erleben heißt aber unter anderem auch feststellen zu müssen, dass auf einem Gleis zwei verschiedene U-Bahn-Linien verkehren, die man nicht unterscheiden kann!
Und was wäre Spanien ohne Sonne, Strand und Meer. Der Strand ist für die Spanier ein gesellschaftlicher Ort, wo man als Familie zusammenkommt oder sich als Gruppe von Freunden trifft, um die Sonne und das Meer zu genießen, sich zu unterhalten, zu spielen, zu essen, und um sich für zwei oder drei Stunden dem Alltag zu entziehen.
Die Schüler haben all das angenommen. Tapfer haben sie sich mit ihrem Spanisch durchgeschlagen, sich gegenseitig geholfen, gelegentlich untereinander Spanisch gesprochen und sogar mit mir zeitweise Spanisch gesprochen. Die Schüler waren als Gruppe sehr entspannt, sie waren viel gemeinsam unterwegs, sie haben aufeinander aufgepasst und sich besser kennen und schätzen gelernt. Ich würde sagen: „Lehrplanziel“ erreicht!!!
Mag. Claudia KÖNIG;
im Mai 2014